Das Douro-Tal ist eines der berühmtesten Weinanbaugebiete der Welt, die Landschaft bekannt für ihre Schönheit. Die Douro-Region ist die Heimat des Portweins. Der Fluss, der Douro, mündet vor Porto in den Atlantik und die Stadt hat dem süßen Wein seinen Namen gegeben. Meinen Aufenthalt dort habe ich für eine Weintour nach Pinhão genutzt. Die Frage vorab lautete: Tages-Trip oder vor Ort übernachten?
Im Libanon hatte ich gelernt, dass die Bekaa-Ebene eines der ältesten Weinanbaugebiete ist. Ähnliches sagt man auch über die Douroregion in Portugal. Wer die Nase vorn hat? Das ist nicht wichtig, nur denkt man bei Portugal wohl eher an Wein als beim Libanon. Für meine Planung habe ich vor allem den Wetterbericht im Blick gehabt. Und mich spontan für eine Tagestour nach Pinhão entschieden. Für die folgenden Tage war Bewölkung angekündigt, dazu möglicherweise Regen, es wären nicht die optimalen Bedingungen für eine Weintour gewesen.
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Von Porto nach Pinhão
Ungewohnt ruhig ist es am frühen Morgen auf der Rua Santa Catarina, der Haupteinkaufsstraße von Porto. Auf dem Weg zum Bahnhof São Bento. Porto ist eine der Städte, in denen man sich gut zu Fuß fortbewegen kann, das ist nicht überall so. Aber fast immer geht es irgendwie bergab oder bergauf. Schuld ist die Hanglage an der Mündung des Douro. Nach ein paar Tagen aber hat man sich daran gewöhnt.
Mit dem Zug von Porto nach Pinhão
Informationen zu Fahrplan und Fahrpreisen: Fahrplanauskunft der portugiesischen Eisenbahngesellschaft Comboios de Portugal. Online-Ticketkauf ist möglich, meiner Erfahrung nach jedoch nicht erforderlich
Alternative zum Tages-Trip
Reiseblogger Oliver Zwahlen hat das Douro-Tal 5 Tage mit dem Camper erkundet, den Bericht zu diesem Trip gibt es hier: weltreiseforum.com.
Auch im Bahnhof São Bento ist es noch fast menschenleer. Noch ist nichts zu ahnen von den Touristen, die Stunden später hier die Azulejos, die bemalten und glasierten Keramikfliesen, bewundern und fotografieren werden. Neben einigen Kirchen ist die Estação de São Bento ein imposantes Beispiel für dieses von den Mauren übernommene Kunsthandwerk.
São Bento ist der zentralere der zwei Bahnhöfe Portos. Campanha, etwas außerhalb des Zentrums, jedoch der wichtigere, der eigentliche Knotenpunkt. Von dort startet auch der Zug nach Pinhão. Der Zubringer von São Bento braucht nur zwei Minuten, um viertel nach sieben geht es bereits weiter. Von Campanha hinein ins Douro-Tal. Auf dem Bahnhof schaue ich in müde Gesichter. Pendler auf dem Weg zur Arbeit, überall auf der Welt sehen die Menschen gleich aus um diese Zeit.
Dunkelheit über dem Douro-Tal
Draußen ist kaum etwas zu erkennen, als der Zug den Bahnhof verlässt, noch regiert die Dunkelheit. Eine Dreiviertelstunde später setzt sich das Tageslicht durch. Die Landschaft, die zum Vorschein kommt, ist grün und hügelig, bedeckt von Weinreben. Wenig später ist der Douro in seiner ganzen Breite zu sehen. Schlangenartig windet er sich durch das Gelände. Der Zug schleicht flussaufwärts, dicht am Ufer entlang, passiert hübsche kleine Bahnhöfe. Mosteirô und Aregos etwa, auf der Linha do Douro, der Bahnstrecke am Douro.
In Peso da Régua muss ich noch einmal umsteigen, rechtzeitig weist der freundliche Zugbegleiter darauf hin. Nur zwei Minuten, dann geht es weiter, kurz vor neun ist das Ziel erreicht. Und auch Pinhão scheint noch zu schlafen.
Es geht zunächst über die Brücke, auf die andere Seite des Flusses. Vorbei an der ersten Quinta, einem der Weingüter, die mit Besichtigung und Verkostung des Rebensaftes locken. Anschließend wieder zurück und geradewegs durch den Ort.
Im Café gegenüber vom Bahnhof läuft der obligatorische Fernseher. Bekannte Gesichter sind dort zu sehen. Politiker, auch die Kanzlerin ist dabei. Es geht um Europa, das ist offensichtlich, in Brüssel oder Berlin. Die Männer vor Ort kommentieren das Geschehen, verstehen kann ich sie nicht. Aber eins wird deutlich: Das Europa, um das es im TV geht, ist nicht nur hier im Douro-Tal weit weg.
Von Pinhão flussaufwärts
Nach einigen Tassen Kaffee und Pastéis de Nata breche ich auf, um kurz nach zwölf erreiche ich den Fluss. Noch immer ist es grau, von der Sonne nichts zu sehen. An einem der Bootsanleger hole ich Informationen ein. Dass die Strecken der Touren identisch sind, erfahre ich. Flussaufwärts geht es, dorthin, wo man sonst nur mit dem Zug kommt. Die Straßen und Wege sind in Privatbesitz, sagt man mir. Ich kaufe ein Ticket. Um halb eins geht es los.
Sandra und Julia, zwei Schwäbinnen, haben es sich bereits bequem gemacht, als ich das Boot betrete. Gleich wird es losgehen. Wo sind auf einmal die anderen Leute hergekommen? Etwa 25 weitere Passagiere haben sich eingefunden. Manche mag der nächste Zug nach Pinhão gebracht haben, andere haben vielleicht in der Nähe übernachtet.
Weintour ohne Portwein
Die Fahrt mit dem Boot geht schnell vorüber. Viel zu schnell. Zunächst eine halbe Stunde flussaufwärts, dann eine halbe Stunde zurück. Wo ist die Zeit geblieben? Wir sind uns einig, es war zu kurz. Und was fehlte? Der Portwein.
Halb zwei ist es jetzt, das Wasser des Douro glitzert in der Sonne, die inzwischen vom Himmel lacht. Eigentlich müsste es jetzt noch einmal losgehen. Hinaus auf das Wasser, ohne Limit diesmal. Eintauchen in die Landschaft, die Weinberge, denen die Sonne nun eine wunderschöne rotbraune Farbe verleiht. Und Portwein müsste dabei sein, eine ganze Flasche am besten.
Das Programm sieht anders aus. Sandra und Julia werden eine der Quintas besuchen. Und ich nehme den nächsten Zug. Gut 20 Minuten später werde ich Peso da Régua, einen weiteren Ort im Douro-Tal, besuchen.
Dort trachtet zunächst ein Eisenbahnfriedhof danach, inspiziert zu werden. Régua selbst enttäuscht anschließend. Zwar liegt es, wie Pinhão, direkt am Douro, doch eine stark befahrene Straße nimmt ausgerechnet dem Uferbereich jeglichen Charme. Ein Verweilen dort macht keinen Sinn. Also weg vom Fluss, weg von der Straße. Hinein in die Altstadt. Hier hole ich die Portweinverkostung nach. Den Zug um 16:48 Uhr zurück nach Porto zu nehmen, das ist die Absicht.
Abschied vom Douro-Tal
Tatsächlich bleibe ich länger. Auch um 18:48 Uhr fährt noch ein Zug, es ist der letzte. Auf dem Weg zum Bahnhof erinnern Azulejos an die Lage des Ortes im Douro-Tal, die war in der Altstadt beinahe in Vergessenheit geraten.
Und hoch oben, auf dem Hügel über Peso da Régua, steht ein Mann mit Hut und Mantel. Die Silhouette grüsst in der Abenddämmerung. Nur zu bekannt ist das Symbol der Firma Sandeman. Und dann sitze ich auch schon wieder im Zug. Während draußen das Douro-Tal erneut in einer Mischung aus Nebel und Dunkelheit versinkt.
Die Heimat des Portweins ist wirklich wunderschön!!!
Ja, und dazu kommt noch, dass der Portwein selbst auch ziemlich lecker ist! 😀
Kann den Bericht bestätigen, das Douro-Tal ist ganz toll! Besonders in der Kombination Dampfeisenbahn und Landschaft. Ich habe in Pinhao auch wunderbare Stunden verbracht.
Fein, das freut mich zu hören … 😉
Wir würden im April 2020 mit den bepackten Reiserädern von Salamanca – Zamora – nach Pinhao radeln. Nimmt der Zug Räder mit?
Ja, das macht er. Zwischen Porto und Pinhão verkehrt ein InterRegional (siehe auch entsprechende Hinweise unter Bike transport: https://www.cp.pt/passageiros/en/passenger-information/Useful-information/bike-transport). Viel Spaß! 😉
Hallo Wolfgang,
wir machen eine Portugal Tour über Fasching 2021, sind drei Tage in Porto und haben natürlich einen Tag für die Dourotal Tour eingeplant. Weisst Du zufällig, wie die Temperaturen in der Gegend Mitte Febr. sind und ob die Boote auch im Winter fahren?
Hallo, ich war einmal zu der Zeit in Porto und habe es als recht mild in Erinnerung. Ich denke aber, es ist schwer, dazu etwas wirklich verlässliches zu sagen. Wann bzw. ob die Boote fahren, kann ich ebenfalls nicht sagen …
Wie dem auch sei: Viel Spaß wünsche ich Euch! 😊