Malta

Mdina und Rabat: Kinnie und Kuchen

Mal­ta hat mich posi­tiv über­rascht. Ich hat­te die Mit­tel­meer­in­sel vor­her gar nicht rich­tig auf dem Schirm. Dabei gibt es viel zu ent­de­cken in dem win­zi­gen Insel­staat, der klei­ner ist als Bre­men. Eine mei­ner Erkun­dungs­tou­ren führ­te mich in die alten Städ­te Mdi­na und Rabat.

Mdi­na sei ein inter­es­san­tes Ziel, hat­te man mir gesagt. Die frü­he­re Haupt­stadt Mal­tas mit ihrer his­to­ri­schen Alt­stadt, hoch oben auf einem Pla­teau gele­gen, das sich über die Land­schaft erhebt. Auch Rox­a­na hat­te sich so geäu­ßert. Gespannt mache ich mich von der Haupt­stadt Val­let­ta aus mit dem Bus von Mal­ta Public Trans­port auf den Weg. Dass auch ein Besuch Rabats Sinn macht, habe ich im Hin­ter­kopf. Das etwa 2.000 Jah­re alte Rabat liegt direkt neben sei­ner Zwil­lings­stadt Mdina.

Mdina und Rabat

Rox­a­na hat­te mir übri­gens nicht nur zum Besuch von Mdi­na gera­ten, sie hat­te mir auch die Ver­kos­tung süs­ser Back­wa­ren ans Herz gelegt. Sie schwärm­te in den höchs­ten Tönen vom Aus­blick dort oben. Und vom Kuchen im Fon­ta­nella Tea Gar­den. Rox­a­na ist mei­ne sym­pa­thi­sche Gast­ge­be­rin in Gżi­ra, wo ich über Airbnb ein Zim­mer gemie­tet hatte.

Mdina und Rabat

Die Ori­en­tie­rung ist ein­fach. Aus­ge­stie­gen aus dem Bus, liegt Mdi­na zur rech­ten Hand, man kann es nicht ver­feh­len. Links geht es nach Rabat hin­ein. Genau dazwi­schen befin­det sich ein Park­platz. Und dort hält auch der Bus. Kur­ze Wege also. Alle Leu­te, die mit mir aus­stei­gen, wen­den sich eben­falls nach rechts. Rich­tung Main Gate, dem Zugang zur alten Hauptstadt.

Durch das Main Gate in die Museumsstadt

Im Inne­ren der Stadt­mau­ern sind die Tou­ris­ten unter sich. Kein Wun­der, die Stadt hat nur noch etwa 250 Ein­woh­ner. Frü­her müs­sen es mehr gewe­sen sein. Denn: Im Jahr 1422 haben 18.000 Tür­ken ver­sucht, die Stadt ein­zu­neh­men. Jedoch ver­geb­lich. 250 Ein­hei­mi­sche wären da wohl auf ver­lo­re­nem Pos­ten gewesen.

Mdina und Rabat

Mdi­na ist zwar schön, aber es hat den Cha­rak­ter eines Frei­licht­mu­se­ums. Es fehlt etwas. Es feh­len die Men­schen, es fehlt die natür­li­che Leben­dig­keit. Und damit mei­ne ich nicht die Tou­ris­ten. Nach­dem ich eine Wei­le durch die alten Gas­sen gestreift bin, wech­se­le ich hin­über nach Rabat. Wie­der hin­aus durch das Stadt­tor und rüber auf die ande­re Sei­te. Ich hat­te alles gese­hen. Nur vom Kuchen hat­te ich nicht pro­biert. Ich hat­te das Café links lie­gen gelas­sen, hat­te kei­ne Lust, mich unter die ande­ren Tou­ris­ten zu mischen.

Mdina und Rabat

Was für ein Unter­schied. Rabat lebt. Das spü­re ich unmit­tel­bar beim Betre­ten. Es ist ruhig, aber hin und wie­der tref­fe ich auf Ein­hei­mi­sche, die ihren Besor­gun­gen nach­ge­hen. Oder ein­fach vor dem Haus sit­zen, um einen Plausch abzu­hal­ten. Hier füh­le ich mich wohl und es gibt vie­les zu entdecken.

Maltese Mix und Nationalgetränk

Irgend­wann kom­me ich am Bis­tro Tof­fee & Co., vor­bei, das ist wie eine Ein­la­dung. Eine will­kom­me­ne Gele­gen­heit für eine Rast und eine Stär­kung, die ich in Mdi­na noch ver­schmäht hat­te. Das Bis­tro ist eine aus­ge­zeich­ne­te Wahl, wie sich her­aus­stellt. Ich ent­schei­de mich für einen Mal­te­se Mix, das sind Tapas auf mal­te­sisch. Pikan­te Wurst- und Käse­spe­zia­li­tä­ten, dazu lecke­re getrock­ne­te und ein­ge­leg­te Toma­ten und Oli­ven. Und als Getränk ein kal­tes Kin­nie. Das bern­stein­far­be­ne, leicht bit­te­re Natio­nal­ge­tränk Mal­tas, das aus ver­schie­de­nen Kräu­tern her­ge­stellt wird.

Mdina und Rabat

Zufrie­den und gestärkt set­ze ich anschlie­ßend mei­ne Erkun­dungs­tour fort. Ich kom­me an den St. Agatha’s Cat­a­combs vor­bei. Alte unter­ir­di­sche Gewöl­be zu erfor­schen ist eine ver­lo­cken­de Idee. Aber zunächst schickt man mich in die ers­te Eta­ge des Gebäu­des neben­an. Dort haben sie ein klei­nes Muse­um ein­ge­rich­tet. Staub­be­deck­te Aus­stel­lungs­stü­cke ver­sprü­hen einen ganz eige­nen Charme und geben Ein­bli­cke in ver­gan­ge­ne Zeiten.

Mdina und Rabat

Fotografieren verboten

Anschlie­ßend geht es hin­ab in die Kata­kom­ben. Ein jun­ger Mann über­nimmt die Füh­rung und sorgt für Erläu­te­run­gen. Und für Hin­wei­se zum Foto­gra­fie­ren. Das ist näm­lich nicht gestat­tet. Im Jahr 248 soll sich hier die Hei­li­ge Aga­tha ver­steckt haben, daher der Name des anti­ken Grab­sys­tems. Alta­re und Gemäl­de schmü­cken die unter­ir­di­schen Räu­me, die meis­ten der schma­len Gän­ge las­sen sich nur gebückt bege­hen. Dun­kel und kühl ist es hier unten.

Mdina und Rabat

Danach bum­me­le ich wei­ter. Und kom­me irgend­wann wie­der am Bis­tro Tof­fee & Co vor­bei. Statt Kin­nie wäh­le ich nun Cisk, das mal­te­si­sche Bier. Es gibt nur eine Sor­te auf der Insel. Und es bleibt nicht bei einem Bier. Gera­de­zu los­reis­sen muss ich mich spä­ter von die­sem gemüt­li­chen Ort. Gegen Abend, es war Zeit, an die Rück­fahrt nach Gżi­ra zu den­ken.  Ich wer­de bestimmt noch ein­mal zurück­keh­ren, sage ich, als ich mich im ver­ab­schie­de. Es soll­te nichts draus wer­den. Wie so oft. Es gibt zu viel ande­res, neu­es zu erkunden.

Ein Paket mit lecke­rem Kuchen habe ich dabei, als ich wie­der in den Bus stei­ge. Ein Sou­ve­nir aus Rabat. Auch im Bis­tro Tof­fee & Co hat­ten sie Kuchen. Ein lecke­res Mit­bring­sel, aber eins, das nicht lan­ge hält. Mei­nem Geschmacks­ur­teil schließt sich übri­gens auch Rox­a­na an. Ich habe natür­lich brü­der­lich geteilt.

Soll­te ich noch ein­mal zurück­keh­ren, wür­de ich aber auch den Kuchen aus dem Fon­ta­nella Tea Gar­den pro­bie­ren. Der sieht näm­lich auch ziem­lich ver­lo­ckend aus. Den hat­te ich ja ver­schmäht und ihn mir nicht mal ange­se­hen. Spä­ter habe ich aber doch noch nach­ge­schaut. Dank Internet.

Autor, Reisereporter und Reiseblogger. Nachdem man ihn dazu gebracht hat, seine vorherige berufliche Karriere zu beenden (um das böse Wort Mobbing zu vermeiden), treibt ihn die Neugier hinaus in die Welt und er erzählt Geschichten von unterwegs.

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