Die Bangla Road ist Phukets weltberühmter Party-Hotspot. Mit ihren Bierbars, Go-Go-Bars und Diskotheken ist die Walking Street von Patong ein wahres Eldorado für feierwütige Urlauber – geradezu eine Art thailändischer Ballermann! Kein Wunder also, dass die berüchtigte Partymeile auch Schauplatz einer Halloween-Sause ist.
Aus einigen Bars dröhnt Live-Musik, auf der Straße zeigen flinke Burschen eine akrobatische Breakdance-Show. Sexy gedresste Damen kokettieren derweil mit vorbeiflanierenden Passanten. Die jungen Frauen in der Bangla Road zeigen Bein und Dekolleté. Nicht alles, was dabei, mehr oder weniger, zum Vorschein kommt, ist echt. “Plastic Surgery” lautet das Stichwort. Natürlich haben es die Beauties vor allem auf männliche Besucher abgesehen, in Patong lebt eines der thailändischen Klischees. Wer als Mann ins “Land of Smiles” reist, muss sich nachsagen lassen, es sei der mandeläugigen Schönheiten wegen. Was als allgemeingültige Aussage natürlich genau so unsinnig ist, wie es beim konkreten Reiseziel Patong dann doch meist zutrifft.
Es ist Sonntagabend und es ist der 31. Oktober, was zugleich bedeutet: Halloween! Wer das nicht auf dem Schirm hat, bekommt in der Bangla Road schnell ein Aha-Erlebnis. Hier eine “klaffende Wunde” am Kopf, dort ein “blutiger” Arm, bei vielen Servicekräften ist Grusel-Outfit angesagt und auch manche Gäste haben sich eine fantasievolle Halloween-Verkleidung zugelegt. Gar unterschiedlich ist die Maskerade – wie eine Mischung aus Karneval in Rio und mexikanischem Día de los Muertos.
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Wie kommt das Grusel-Fest nach Thailand?
Samhain, so der ursprüngliche Name, war eines der wichtigsten Feste der Kelten in vorchristlicher Zeit. Das heutige Halloween war seinerzeit sowohl Ernte- als auch Neujahrsfest, der 31. Oktober markierte nämlich das Ende des Sommers. Nur zwei Jahreszeiten unterschied man damals und der folgende Winter galt als Zeit des Todes. Von nun an waren die Geister der Verstorbenen unterwegs, um die Seelen derjenigen zu suchen, die im kommenden Jahr sterben sollten. Um den Geistern aber tunlichst aus dem Weg zu gehen, hat man sich verkleidet – damals vermutlich auf eine andere Art als nun in der Bangla Road im fernen Thailand.
Irische Auswanderer, Nachfahren der Kelten also, haben den Brauch später dann auch nach Amerika exportiert. Dorthin, nämlich in die USA und nach Irland natürlich, gehört Halloween also eigentlich. Nicht aber nach Deutschland und schon gar nicht nach Thailand oder sonst wohin. Insbesondere an weiteren Neujahrsfesten besteht in Thailand sicher kein Bedarf, schließlich kennt man hier bereits drei derartige Anlässe, bekannt vor allem: Songkran, das berühmte Wasserfest (Lesetipp: Songkran in Phuket: Traditionelle Bräuche und wilde Wasserschlachten). Und auch Geisterkult wird ja bereits hinreichend betrieben – ein Thema, das an dieser Stelle den Rahmen sprengt. Das Interesse am tieferen Sinn und an der Geschichte von Halloween dürfte in Thailand ohnehin wenig ausgeprägt sein. Viel wichtiger: Es geht um Verkleidung und somit um Spaß, fotogen ist die Grusel-Party zudem, das lieben die Leute, und mehr muss es doch gar nicht sein.
Um der Chronistenpflicht zu genügen: Halloween ist nicht die einzige Festivität irischen Ursprungs in Thailand. Alljährlich am 17. März wird Sankt Patrick, irischer Nationalheiliger und Schutzpatron, geehrt und das inzwischen auch in Bangkok (Lesetipp: St. Patrick’s Day in Bangkok: Grün strahlt der Wat Arun).
Frühes Ende für Halloween in der Bangla Road
In vielen Bars ist es voll und laut, auch draußen auf der Straße geht es äußerst lebhaft zu. Ich ziehe es vor, das Geschehen “von der Seitenlinie” zu beobachten, sitze am Straßenrand auf einem Plastikhocker zwischen Transvestiten, nutze für die Bierversorgung den Straßenverkauf aus einer Kühlbox. Dass die Lichter bereits um 22 Uhr ausgehen, kommt dann zwar plötzlich, aber nicht ganz unerwartet, noch sorgt Corona für die eine oder andere Einschränkung. Jedoch: Die Bars schließen zwar, Schluss ist aber längst noch nicht, an anderer Stelle geht die Halloween-Party von Patong weiter. Zielgerichtet strömt die Menge Richtung Tai Pan, einen der größeren Clubs an der Bangla Road. Während die übrigen Diskotheken wie auch die Go-Go-Bars noch geschlossen sind, hat sich dort vor dem Eingang bereits eine Schlange gebildet. Ich widerstehe dem Reiz, mich dem Partyvolk anzuschließen und verzichte auf den Diskobesuch, für mich ist Phukets Halloween-Fête zu Ende.
Auf Halloween folgt Thailands “Reopening”
Im fernen Europa wird zu Halloween an der Uhr gedreht, es endet die Sommerzeit. Ein bedeutenderes Thema steht am Tag danach in Thailand an. Geimpfte Touristen dürfen ab 1. November grundsätzlich quarantänefrei einreisen. Flankiert von zurückgehenden Infektionszahlen und Fortschritt an der Impffront wagt man den Spagat: Der Tourismus-Neustart soll die brachliegende Branche endlich wieder in Schwung bringen. Das “Reopening” erfolgt rechtzeitig zum Beginn der Hauptsaison. Der Winter, angenehmste Reisezeit für Thailand, beginnt in diesem Jahr offiziell am 2. November.
In Phuket ist man der Zeit voraus, bereits seit 1. Juli werden hier geimpfte Touristen ohne die sonst übliche Quarantäne begrüßt. Sandbox nennen sie das erfolgreiche Pilotprojekt, das für zufriedene Urlauber sorgte und für ganz viel Normalität. Auch beim Impfen marschiert Phuket voran, die meisten Menschen sind vollständig geimpft, etliche werden bereits “geboostert”, erhalten eine dritte Injektion. Aufbruchstimmung herrscht in Patong in diesen Tagen, vielerorts wird gebohrt, geschweisst oder geschraubt – weitere Geschäfte und Restaurants werden öffnen nach all der Zeit. Phuket zeigt, wie es geht und warum sollte das in Bangkok, Hua Hin oder Pattaya nun nicht auch gelingen? Und wer weiß, vielleicht hat die Halloween-Sause in der Bangla Road ja ihren Teil dazu beigetragen, die bösen Corona-Geister endgültig zu vertreiben.
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