Das geschichtsträchtige Tavira mit seinen Jahrtausende alten Wurzeln war einst der wichtigste Hafen der Algarve. Gegründet von den Phöniziern oder Karthagern, später erobert von den Mauren und heimgesucht von der Pest wurde es anschließend vom Erdbeben zerstört. Eine ereignisreiche Geschichte, ich hatte Tavira als erste Station ausgewählt, um anschließend weiter Richtung Alentejo aufzubrechen.
Eigentlich ist o Algarve männlich, jedenfalls im Portugiesischen. Auch das zugrunde liegende arabische Wort al-Gharb bedeutet der Westen. Im Deutschen hat man Algarve jedoch verweiblicht, warum auch immer. Wobei mit Algarve bei uns ohnehin meistens nur der äußerste Streifen der Region gemeint ist, die Algarve-Küste.
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Golfstrom und Reiz der Landschaft
Der Golfstrom sorgt ganzjährig für mildes Klima, zudem locken wunderschöne Sandstrände, oftmals verborgen hinter beeindruckenden Steilhängen. Ich war bereits einige Male dort gewesen. Das ist lange her. Urlaub und Sport, darum es ging es damals und dafür gibt es an der Algarve beste Bedingungen. Portugal selbst hatte ich dabei nicht richtig kennengelernt. Es war nicht die Art des Reisens gewesen, um sich intensiver mit einem Land vertraut zu machen.
Tavira ist einfach zu erreichen. Von Faro aus, wo ich mit dem Flugzeug gelandet bin, braucht der Bus eine Stunde. Es gibt stündliche Verbindungen von EVA Transportes. Die kleine Stadt ist auf beiden Seiten des Rio Gilão gelegen, eine alte romanische Brücke verbindet beide Teile. Historische Bauten, Restaurants und Herbergen prägen das Bild.
Ganz offensichtlich hat sich der Tourismus zur Haupteinnahmequelle entwickelt. Längst hat der Hafen an Bedeutung verloren. Vorbei ist die Zeit, als dieser der wichtigste Umschlagplatz für Meersalz, Wein, getrocknetes Obst und Fisch war. Auch heute noch wird in der Umgebung von Tavira die Hälfte des portugiesischen Jahresverbrauchs an Salz gewonnen.
Dass die zentral gelegene Pastelaria Tavirense leckere Backwaren feilbietet, ist einer der ersten Eindrücke auf der Suche nach einer Herberge. Auf der anderen Seite des Flusses, nur wenige Meter von der historischen Brücke entfernt, finde ich mit der Pensão Residencial Lagos eine Unterkunft mit tollem Preis-Leistungs-Verhältnis. Die Dachterrasse, die sich über zwei Ebenen erstreckt, bietet einen schönen Ausblick über die Dächer von Tavira. Geht man aus dem Haus, ist man bereits mittendrin im historischen Zentrum.
Flanieren und Dinieren in Tavira
Hier läßt sich gut Zeit verbringen, indem man über die Brücken spaziert und zwischen den beiden Teilen der kleinen Stadt hin- und her wandelt. Und nach einem Streifzug durch die kopfsteingepflasterten Gassen bietet es sich an, in einem der zahlreichen Restaurants einzukehren, die unter anderem auch direkt am Fluss zu finden sind.
Von den Ruinen der ehemaligen maurischen Festung bietet sich ein schöner Blick auf die Stadt. Der Garten im Inneren des alten Gemäuers ist eine Wohlfühloase. Ein angenehm ruhiger Ort, um dort an heißen Tagen im Schatten zu verweilen.
Salz und Vogelbeobachtung
Am zweiten Tag mache ich mich auf, die Umgebung zu erkunden. Vor der Stadt befinden sich die Salinas. Das beste Tafelsalz Portugals wird hier gewonnen, heißt es. Mit Glück und Geduld lassen sich außerdem verschiedene Vogelarten beobachten.
Ebenfalls außerhalb der Stadt, etwa 2 km entfernt, befindet sich eine Anlegestelle. Von dort geht es mit dem Boot zur Ilha Tavira, dort kann man am feinen Sandstrand relaxen. Auch Bars, Restaurants und Wassersportmöglichkeiten sollen dort zu finden sein. Ich lasse das aber sein. Möglicherweise wäre ich enttäuscht. Ich kenne ja bereits schöne Strände der Algarve. Von früher.
Direkt am Flussufer befindet sich die alte Markthalle, Mercado da Ribeira. 1887 wurde sie erbaut und bis 1990 war sie ein beliebter Treffpunkt für die Einheimischen, dann erfolgte die Schließung. Heute sind hier kleine Geschäfte und Cafés zu finden. Auch Raum für kulturelle Veranstaltungen ist vorhanden.
Die Markthalle von Tavira
Auch die neue Markthalle schaue ich mir an. Eine moderne Metallkonstruktion beherrscht die Optik. Den Charme, den ihre Vorgängerin vermutlich einmal hatte, sucht man hier jedoch vergeblich. In der Mitte sitzen zwei Männer. Etwas verloren wirken sie. Ob sie ihrem alten Treffpunkt nachtrauern? Gegen Mittag ist übrigens Schluss hier. Ich war gerade noch rechtzeitig dort.
Nach zwei Tagen zieht es mich weiter. Auf dem Weg zum Busbahnhof komme ich noch einmal an der Pastelaria Tavirense vorbei. Etwas Proviant kann nicht schaden. Selbstverständlich gibt es auch Pastéis de Nata, wir befinden uns schließlich in Portugal. Man muss nicht zwingend die Confeitaria Pastéis de Belém im Vorort von Lissabon aufsuchen, um in den Genuss dieser Leckerei aus Blätterteig, Eigelb, Zucker und Sahne zu kommen.
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