Heißluftballons am Himmel von Malaysia, seit 2015 wird die Penang Hot Air Balloon Fiesta in George Town veranstaltet. Mit jeweils fünfzehn Ballons an zwei Tagen, zudem gibt es ein Rahmenprogramm für jedes Alter. Das Event reiht sich gleichzeitig ein in die Feierlichkeiten rund um das chinesische Neujahrsfest.
Es ist noch dunkel um kurz nach sechs am frühen Morgen. George Town erwacht gerade erst. Einige Transvestiten am Straßenrand haben es auf mich abgesehen. Bevor mich jedoch eine der “Damen” festhalten kann, erhöhe ich kurz das Tempo. Ich habe keine Lust, mich aufhalten zu lassen. Als ich schließlich mein Ziel, den Padang-Polo-Platz im Westen von George Town, erreiche, ist es noch immer dunkel und viele Menschen sind noch nicht auf dem Gelände auszumachen.
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Historie des Heißluftballons
Werfen wir kurz einen Blick auf die Geschichte des Heißluftballons. Als offizielle Erfinder gelten die Brüder Montgolfier. Den beiden Franzosen wird die erste Ballonfahrt vom Juni 1783 zugeschrieben. Zunächst noch unbemannt und auch einige Monate später trauten die beiden dem Braten wohl noch nicht, beim nächsten Versuch schickten sie nämlich drei Tiere in die Lüfte. Einen Hahn, eine Ente und einen Hammel. Als erste Menschen wagten sich dann schließlich im November 1783 zwei andere Franzosen namens Pilâtre und d’Arlandes in Paris mit ihrem Heißluftballon in die Höhe.
Ein Platz in der Geschichte der Ballonfahrt gebührt aber auch Bartolomeu Lourenço de Gusmão. Im Jahr 1709, also bereits etliche Jahrzehnte vor den Franzosen, experimentierte der Brasilianer in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon mit einem ballonähnlichen Fluggerät. Verwirrung stifteten bereits damals die falschen Skizzen, die der Tüftler selbst in Umlauf brachte, um seine Erfindung zu schützen – auch ein Grund, warum heute nicht viele Details zu seinen Versuchen bekannt sind. Gusmão brachte es seinerzeit zwar nicht zu bemannten Fahrten, gleichwohl erhielt der Brasilianer ein Patent für sein vogelähnliches Luftschiff, das für immerhin 10–11 Personen vorgesehen war.
Von China nach George Town
Um der Geschichte des Heißluftballons komplett auf den Grund zu gehen, müssen wir aber sogar fast 2000 Jahre zurückschauen. Zhuge Liang, ein chinesischer Politiker, Feldherr und Gelehrter, war ein gewiefter Stratege. Mit seinen Truppen vom Feind umzingelt, hatte er die Idee, Laternen für ein rettendes Hilfesignal einzusetzen. Die Luft in den Lampions wurde von Kerzen erhitzt und dank des Auftriebs konnten die kleinen Ballons steigen – das Prinzip des Heißluftballons war geboren! Mit der Kong-Ming-Laterne, sie trägt den Rufnamen ihres Erfinders, ist Zhuge Liang also der Ballonpionier schlechthin. Verwandte Fluggeräte, nämlich vom Wind betriebene Drachen, gab es in China übrigens schon im 5. oder 6. Jahrhundert v. Chr., möglicherweise sogar noch früher.
Von den frühen Bahnbrechern des Ballonflugs zurück in die Gegenwart, wo sich der Kreis schließt. Sind doch die meist roten Laternen und Lampions inzwischen, nach mehr als 2000 Jahren, bei den Chinesen zu einem glücksbringenden Symbol für viele Anlässe geworden. Aktuell, während des Neujahrsfestes, das aufgrund der vielen chinesischstämmigen Einwohner auch im malaysischen George Town begangen wird, sind es besonders viele. 15 Tage dauern die Feierlichkeiten insgesamt und am fünften und sechsten davon findet nun die Penang Hot Air Balloon Fiesta statt. Es ist das erste Festival seiner Art im Bundesstaat Penang und die internationalen Piloten mit ihren großen bunten Heißluftballons kommen zum fünften Mal seit 2015 nach George Town.
Vorbereitungen im Morgengrauen
Auf dem Polo-Gelände werden derweil die Ballons, anfangs noch im Dunkeln, startklar gemacht. Und während die ersten drei schon bald einige Meter über der Grünfläche schweben, erhitzen die Crews nach und nach auch die Luft in den Hüllen der anderen Fluggeräte. Unaufhaltsam kündigt sich inzwischen der Sonnenaufgang an und ich habe bereits das fotogene Schauspiel vor Augen, wie sich fünfzehn Heißluftballons bald am wolkenlosen Himmel über George Town zeigen. Die beiden Moderatoren stellen währenddessen die einzelnen Piloten mit ihren Geräten vor.
So erfährt das Publikum etwa, dass der älteste vertretene Pilot dem Ballonsport bereits seit einem halben Jahrhundert frönt. Mit 69 Jahren ist der Japaner folgerichtig auch der Senior im Kreis der Teilnehmer. Aufklärung gibt es zu dem riesigen Schlumpf, der stammt nämlich aus Spanien, während sich der ebenfalls lustig anzusehende Elefant als Belgier entpuppt. Allein fünf der Ballons kommen zudem aus dem Gastgeberland Malaysia, das sich wie eine wahre Heißluftballon-Nation präsentiert. Last, but not least sind weitere asiatische Länder aus der Region am Start und neben Clown Bruno aus der Slowakei komplettieren Brasilien und die USA das Feld.
Wann fliegen die Ballons?
Allmählich klettert die Sonne am Horizont und mit ihr steigt die Temperatur. Auch das frühe Aufstehen zeigt langsam Wirkung, ich spüre einen Anflug von Müdigkeit. Die Ballons scheinen inzwischen alle startbereit, aber wann geht es denn nun endlich los? Dann die Überraschung: Die Moderatorin verkündet, es werde jetzt zu heiß für die Ballons und man müsse die Luft daher nun wieder ablassen. Habe ich mich etwa verhört? Ich schaue mich um, scheine jedoch der einzige zu sein, der irritiert ist. Als die Ansage wenig später noch einmal wiederholt wird, habe ich dann aber endgültig Gewissheit, hier wird nichts mehr passieren!
Auf dem Weg zurück fällt schließlich der Groschen bei mir: Es war von Anfang an überhaupt nicht vorgesehen, die Ballons fliegen zu lassen! Die anschließende Sichtung des Programms im Internet sorgt für die Bestätigung: balloon display heißt es dort nämlich, von balloon flight ist hingegen keine Rede. Jetzt ist alles klar, es handelt sich also um eine Vorführung, eine reine Demonstration! Lediglich drei oder vier der Ballons werden immer wieder einige Meter in die Höhe gelassen, bleiben jedoch festgezurrt. Sie ermöglichen interessierten Besuchern kurze Flugerlebnisse (tethered rides) gegen Zahlung eines kleinen Obolus. So auch noch einmal am Abend, zum Abschluss der zweitägigen Penang Hot Air Balloon Fiesta.
So weit, so gut, ich haue ich mich jedenfalls erst einmal aufs Ohr, um Schlaf nachzuholen. So, wie es vermutlich auch die Transvestiten vom Straßenstrich längst tun, von denen war inzwischen nichts mehr zu sehen.
Abschluss mit Night Glow Show
Am späten Nachmittag mache ich mich dann noch einmal auf den Weg zum Padang Polo Ground, um den Abschluss der Veranstaltung zu erleben. Inzwischen ist es mächtig voll geworden, kein Vergleich zum morgendlichen Auftakt. Bereits die umliegenden Parkplätze sind mit vielen Autos und Mopeds dicht belegt und das Sportgelände selbst wird von tausenden Menschen bevölkert.
Umlagert sind mittlerweile auch die zahlreichen Essens- und Getränkestände. Hier versorge ich mich zunächst mit einer Erfrischung, um dann der Dinge zu harren, die da kommen. Kurzzeitig scheint sich eine Enttäuschung anzubahnen, es sei zu windig, heißt es. Das, was ich nach einem heißen Tag als angenehmes Lüftchen empfinde, scheint für die Ballons bereits zu viel des Guten zu sein. Wenigstens sechs von ihnen können dann schließlich aber doch aufgebläht werden und das Festival endet versöhnlich mit viel Spektakel, grellem Licht und lauter Musik – Night Glow Show nennen sie das abschließende Highlight der Penang Hot Air Balloon Fiesta.
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