Der Okavango entspringt in Angola und fließt von dort weiter nach Botswana. Hier verlieren sich die Wassermassen in einem artenreichen Sumpfgebiet, das etwa so groß wie Israel ist: dem Weltnaturerbe Okavango-Delta. Das Feuchtgebiet ist ein beliebtes Touristenziel im südlichen Afrika und die Distrikthauptstadt Maun meist der Ausgangsort für Safaris, Bootsfahrten und Rundflüge.
Auch mir hatte man den Besuch des Naturschutzgebietes empfohlen. Eigentlich kein Problem, denn Maun, das Tor zum Okavango-Delta, liegt an der Strecke Richtung Westen, für mich also auf dem Weg nach Namibia.
Hilary´s Coffee Shop ist ein kleines, etwas versteckt liegendes Restaurant in der Nähe des Flughafens von Maun. Botswana ist teuer, sagt die hübsche Engländerin, mit der ich ein paar Worte wechsele. Naoumi, deren Wurzeln offensichtlich irgendwo hier in Afrika liegen, die Hautfarbe verrät es, spricht aus, was sich seit meiner Ankunft herauskristallisiert hatte.
Zwei Tage zuvor hatte mich der Bus von Nata nach Maun gebracht. Am Ortseingang bilden Esel ein Empfangskomitee, das mich wenig später zunächst auch wieder verabschiedet. Denn mit einem Taxi geht es postwendend hinaus aus der Stadt, die meisten Unterkünfte liegen nämlich außerhalb des Ortes. So auch das Audi Camp, eine Empfehlung, die man mir in Elephant Sands mit auf den Weg gegeben hatte.
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Okavango-Delta: teurer Spaß
Im Camp angekommen erkundige ich mich sogleich nach möglichen Aktivitäten: Tierbeobachtungen im Moremi Wildreservat, Bootsfahrten mit dem Mokoro, dem traditionellen Fortbewegungsmittel, sowie Rundflüge über das Okavango-Delta. Deswegen bin ich ja hier und nicht etwa, weil Maun so eine interessante Stadt ist. Die Teilnahme an Safaris und Flügen würde umgerechnet mehrere Hundert Euro kosten, erfahre ich. Die Möglichkeit, mich einer Gruppe anzuschließen, besteht angeblich nicht. Zudem müsste ich, da allein, auch noch für zwei bezahlen. Gut, dann eben nicht, mir steht nicht der Sinn danach, mich ausnehmen zu lassen wie eine Weihnachtsgans. Es scheint, als sollte das Tor zum Okavango-Delta für mich verschlossen bleiben.
Wenigstens ist mein Zimmer, tatsächlich handelt es sich um ein festes Zelt, recht gemütlich. Dass ich es am nächsten Morgen schon wieder räumen muss, blende ich zunächst aus. Später im Restaurantbereich, bei leckerem Essen und südafrikanischem Wein, verfliegt der anfängliche Ärger dann endgültig. Auch dank der Ablenkung, für die das Tier sorgt, das im Gebälk über der offenen Küche sitzt. Und von dort aus neugierig die Essenzubereitung durch die fleißigen Köchinnen beäugt. Nicht jeder der anderen Gäste hat ein Auge für die hübsche Ginsterkatze mit den großen Ohren und den neugierigen Augen. Ein paar Tische weiter wird angeregt über Löwensichtungen diskutiert, die Südafrikaner bewegen sich offensichtlich in ganz anderen Sphären.
Quartierwechsel in Maun
Am nächsten Tag ist Quartierwechsel angesagt, mein Raum im Audi Camp ist anderweitig reserviert. Weiter reisen oder eine andere Bleibe suchen, die Frage hatte sich nicht gestellt. Okavango-Delta hin, Okavango-Delta her, ich hatte ja noch nicht einmal Maun richtig gesehen, eine überstürzte Weiterreise nach nur einer Nacht käme also überhaupt nicht infrage.
Das Airport Hotel mitten in Maun sollte sich allerdings als Fehlgriff erweisen: das Haus verfügt eher über den sterilen “Charme” eines Krankenhauses als über das Flair eines Zuhauses fern der Heimat. Und ist darüber hinaus auch zu teuer. Einen Großteil des Tages verbringe ich daher mit der Suche nach einer abermals neuen Bleibe. Und mit Recherchen zu Aktivitäten im Okavangobecken, so ganz hatte ich den Gedanken daran doch noch nicht aufgegeben.
Auch meine neue Herberge, die Okavango River Lodge, befindet sich außerhalb von Maun, in angenehm ruhiger Lage am Thamalakane Fluss. Für mich ist es beinahe wie ein neuer Start in der fünftgrößten Stadt Botswanas. Und vielleicht wird es ja doch noch etwas mit einer Exkursion in die Wasserwelten des Okavango-Deltas. Beharrlich hatte ich nämlich Mails an diverse Anbieter von Touren und Rundflügen geschrieben, nun war ich gespannt auf die Antworten.
Mokoro Trip ins Delta
Nahezu geräuschlos gleitet das Boot über das flache Wasser. Nur gelegentlich verursacht die Stange, mit der der Steuermann den Einbaum umsichtig navigiert, ein leichtes Plätschern, das sich mit dem Rauschen des Winds in meterhohem Papyrus und Schilf vermischt. Meine Recherchen hatten zumindest zu einem brauchbaren Ergebnis geführt, einem vom The Old Bridge Backpackers organisierten Mokoro Trip. Wurden die Boote früher traditionell zum Fischen benutzt, dienen sie inzwischen hauptsächlich dem Transport von Touristen durch das Binnendelta. Ein weiterer Unterschied: das Material. Damals wurden die aus Kunststoff bestehenden Mokoros nämlich aus den Stämmen des Leberwurstbaumes gefertigt.
Nach knapp einer Stunde folgt die nächste Etappe, es geht zu Fuss weiter. Hinein in trockenes Grasland. Flusspferde schwimmen in einem Teich, den wir nach der Hälfte der Strecke erreichen. Um die Mittagszeit, es wird kaum verwundern, sind das die einzigen Tiere, die sich blicken lassen. Etwa 100 m entfernt, alle Teilnehmer des Ausflugs waren in Dreier– oder Vierergruppen aufgeteilt worden, schreien sich ein paar Backpacker die Kehle aus dem Hals. Die Idioten wollen die Flusspferde offenbar zu irgendeiner Reaktion animieren. Die jedoch lassen sich nicht stören.
Mehr Inspiration – das Okavango-Delta in anderen Reiseblogs
- Beatrice hat das Delta mit einer Cessna erkundet und berichtet auf Reisezeilen über Eindrücke aus der Vogelperspektive
- Sonja erzählt auf Sunniest Way von ihrer zweitägigen Tour mit dem Mokoro
Es geht wieder zurück zu der Stelle, an der die Mokoros warten, und nach kurzer Rast bringen sie uns wieder zurück. Fazit der Tour: kann man machen, muss man aber nicht. Und wer die Sichtung von Tieren erwartet, ist hier zur Mittagszeit ohnehin fehl am Platz. Die, von den Flusspferden einmal abgesehen, verstecken sich nämlich an schattigen Plätzen. Eindrücklichere Erlebnisse dürften mehrtägige Touren mit sich bringen, jedenfalls für die, die bereit sind, die entsprechenden Preise zu zahlen.
Touristenfalle und Stadt der Esel
Ich muss noch einmal an die Worte von Joe, Boss von Elephant Sands, meiner ersten Station in Botswana, denken. Der hatte mir zu einem Flug über das Okavango-Delta geraten. Die Vogelperspektive sei einzigartig, die beste Möglichkeit, um das riesige Sumpfgebiet in seinem gesamten Ausmaß zu erleben. Und von Air Shakawe hatte ich ja auch ein zweifellos interessantes Angebot erhalten. 4 Personen wären jedoch erforderlich gewesen, so hat es leider nicht geklappt. 830 Botswanische Pula, also knapp € 70, wären jedenfalls ein guter Preis gewesen für Maun, das ansonsten schnell zur Touristenfalle werden kann. Und das auch eine Stadt der Esel ist. Denn, wie könnte es anders sein, einige der freundlichen grauen Tiere stehen erneut am Ortsausgang, als ich Maun nach fünf Tagen hinter mir lasse.
Maun und Okavango-Delta: Infos & Tipps
Unterkünfte:
- Audi Lodge, 12 km außerhalb von Maun, an der Straße Richtung Moremi Wildreservat. Als Unterkunft interessant, Aktivitäten sind mit Blick auf die Preise nur für Gruppen empfehlenswert.
- Okavango River Lodge, etwa 13 km von Maun entfernt (Preise). Bietet Mokoro Trips, Bootsfahrten ins Moremi Game Reserve und Safaris an.
- The Old Bridge Backpackers gehört neben Okavango River Lodge zu den preiswerteren Herbergen. 10 km außerhalb von Maun. Bietet Unterkunft, Restaurant und Aktivitäten.
Flüge:
- Air Shakawe hat möglicherweise das interessanteste Angebot für Rundflüge über das Okavango-Delta.
- Bei Helicopter Horizons gibt es natürlich – nomen est omen – Helikopterflüge.
Gastronomie:
- Hilary´s Coffee Shop, ruhiges und gemütliches Café und Bistro in Flughafennähe.
- Mein Favorit: Wax Apple Shop & The Red Monkey, 1450 Airport Road. Leckerer Kuchen und Snacks, freundliches Personal und ordentliches WiFi in zentraler Lage.
Sei nicht traurig, der Flug übers Okovango Delta mag einmalig sein, mir war jedoch so übel dasss ich dafür kein Auge hatte 😉
Oh! Das ist natürlich weniger schön … traurig oder enttäuscht war ich aber keinesfalls. Wenn etwas nicht sein soll, dann ist das eben so! 😉 Dafür war ich vorher ja über die Victoriafälle geflogen und hatte darüber hinaus ganz viele tolle andere Erlebnisse …
Hallo Wolfgang,
schöner Bericht, der mich an meinen Besuch in Maun erinnert. Die Ginsterkatze hat auch als wir zum Essen dort waren immer wieder Beutezüge in die Küche gemacht 🙂 Die Tour im Mokoro lohnt sich auf jeden Fall und kann ich nur empfehlen.
Gruß
Thomas
Hallo Wolfgang
Wir waren zu Fünft vor drei Wochen in Maun. In der Gruppe ist es sicher einfach, Tagesausflüge (120$) und Rundflüge (100$) zu buchen. Restaurants, die gelobt werden, sind bereits wieder geschlossen, schade. Der Maun Educational Park ist verfallen. Wir logierten im Kamanga Safari Hotel und waren sehr enttäuscht. Das Frühstück hatten wir vorher separat teuer bezahlt, aber leider war es nicht vorhanden. Das Personal war wenig freundlich und keineswegs hilfsbereit und der Pool eklig. Dieses Hotel können wir keineswegs empfehlen.
Hallo Ruth,
vielen Dank für das Feedback. Ja, mit einer Gruppe mag es vorteilhafter sein, klar. Ich war jedenfalls froh, dass ich zuvor in Sambia schon einige tolle Erlebnisse hatte und daher nicht so enttäuscht. Stünde ich aber noch einmal vor der Wahl, ich würde wohl mehr Zeit dort, also in Sambia, verbringen und mir Botswana dafür schenken …
LG, Wolfgang
Guten Tag Wolfgang,
Tatsächlich ist es die quasi offizielle Tourismuspolitik von Botswana, dass man insbesondere Schnäppchenjäger, Sparfüchse und ähnlich gelagerte Touristen dort eher ungern sieht. Das geht am einfachsten über die Preise und hat überhaupt nichts mit einer Touristenfalle zu tun, sondern ist eine sehr weise Vorgehensweise, die verhindert, dass sich Venedig- und Barcelona-Zustände dort ebenfalls festsetzen könnten. Für ‘Afrika für einen Dollar im Tag’ Touristen gibt es genügend andere Destinationen, mit den entsprechenden Folgen natürlich. Also bitte Vorsicht mit Qualifizierungen wie ‘Touristenfalle’. Und für alle, die Botswana noch nicht kennen: Unbedingt hinfliegen, etwas Geld dort lassen und dafür auch einen richtigen Gegenwert bekommen!
Danke für den Kommentar … klar, man kann das ganze natürlich auch umschreiben bzw. versuchen zu erklären. 😀
Hallo liebe Afrika – Freunde, ja Botswana ist und bleibt ein sehr teures Pflaster für uns Touristen, das muss man einfach wissen. Für alle die das Budget nicht zu sehr belasten wollen sind andere Destinationen im südlichen Afrika um einiges besser. Südafrika bietet eine ungeahnte Fülle von traumhaften Destinationen und Erlebnissen (Tiere aller Art und traumhafte Landschaften) die kaum zu übertreffen sind. Namibia ein bekanntes Reiseland mit unglaublichen Momenten und auch Simbabwe ist ebenfalls immer wieder eine Reise wert. Es ist noch nicht so überlaufen wie andere Regionen in Afrika.
Guter Bericht,
ich bin ungefähr zu dieser Zeit zum ersten Mal nach Botswana gekommen,
nachdem man mich veranlasst hat die schöne alte Heimat in Wolfsbach, Niederösterreich zu verlassen.
Golden Alchemiii in Europa nur als Stichwort.
Nach 6 Jaaren komme ich immer noch gerne nach Botswana.
Teuer zwar aber auch zivilisiiirter wie jede andere Destination in Afrika
Aktuell bin ich in Kasana
Bis bals …
oum Rupertos